Einer Bekannten war schon vor eini-
gen Jahren die Prognose ihres Todes
gestellt worden, und sie erzählte, dass
sie eine Weile durch die Höhen und
Tiefen dieser verschiedenen Stadien
gegangen war, bevor sie eine Weit-
räumigkeit in sich entdeckte und ihr
klar wurde, dass sie nichts von inne-
rem Wert verlieren könnte. Ihre Of-
fenheit ließ alte Blockaden verschwin-
den. Die Depression war kein Feind
mehr, sondern die logische Folge alter
Verklammerungen. Zunehmend öffne-
te sie sich der Unkontrollierbarkeit der Dinge. Sie erlebte eine neue Freiheit und
Weiträumigkeit, die ihr bislang völlig unbekannt war. Sie sagte, dass diese zuneh-
mende Bejahung des Lebens für sie sogar noch wichtiger geworden sei als das Ak-
zeptieren des Todes. Während der nächsten, in dieser Offenheit verbrachten Monate
gingen ihre Krankheitserscheinungen fast völlig zurück. Sie vermutete, dass es ihre
Offenheit für den Tod gewesen sei, die ihr Leben wieder ins Gleichgewicht gebracht
hatte. In ihrer Rückschau auf die Jahre, in denen man sie als Todgeweihte betrachtet
hatte, sagte sie jedoch: "Ich bin niemals so lebendig gewesen wie zu der Zeit, als ich am Sterben war."