Castaneda

#1 von Yocara , 30.07.2010 05:52

Solange du das Gefühl hast, du seiest
das wichtigste Ding auf der Welt,
kannst du die Welt um dich herum
nicht richtig einschätzen.

 
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Re: Castaneda

#2 von Yocara , 30.07.2010 05:53

Der Mensch ist weder Ding noch Dingheit auf der Welt. Gefühle kann man nicht haben. Gefühle sind Zusammenfassungen nach dem rechten Aspekt.

 
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#3 von Felix , 06.07.2022 20:32

Die Lehren des Don Juan.

„Die eigene Wich­tig­keit, ist auch etwas, das man auf­ge­ben muss. Du bist so gott­ver­flucht wich­tig, dass du glaubst, das Recht zu haben, an allem Anstoß zu neh­men. Du bist so ver­dammt wich­tig, dass du dir es leis­ten kannst, abzuhauen,wenn nicht alles so läuft, wie du willst. So lange du dich für das wich­tigste auf der Welt hältst, kannst du die Welt um dich her nicht wirk­lich beur­tei­len. Du bist wie ein Pferd mit Scheu­klap­pen, und du siehst nur dich, los­ge­löst von allem übri­gen.

Weil du denkst, bedeu­ten dir die Dinge etwas. Wir ler­nen über alles nach­zu­den­ken, und dann üben wir unsere Augen darin, so zu sehen, wie wir dar­über den­ken. Wir schauen auf uns selbst, den­kend, wir seien wich­tig. Des­we­gen kom­men wir uns dann wich­tig vor. Aber wenn du lernst zu sehen, kannst du nicht mehr län­ger über das nach­den­ken, was du siehst, und wenn du nicht mehr über das nach­denkst, was du siehst wird alles völ­lig unwich­tig. Sich wich­tig füh­len macht einen plump, schwer­fäl­lig und ein­ge­bil­det. Um ein Krie­ger zu sein, muss man leicht und flie­ßend sein. Nimm Dich nicht so wichtig!"


Carlos Castaneda
25. Dez. 1925 in Cajamarca, Peru
bis 27. April 1998 in Los Angeles

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#4 von Felix , 05.01.2023 09:14

Zitat
Der Platz ohne Erbarmen

"Und hier erkannte ich zum ersten Mal in meinem Leben, dass eine Dualität in mir bestand. Es war, als gäbe es zwei getrennte Teile in mir. Der eine Teil war alt, sorglos und gleichgültig. Er war schwer und dunkel und hatte Verbindung mit allen anderen Dingen. Dieser Teil von mir war unbeschwert, weil er allen Dingen ebenbürtig war. Er erwartete nichts und freute sich an allem. Der andere Teil war leicht, neu, locker, erregt. Er war nervös und schnell. Er machte sich Sorgen, weil er unsicher war. Er konnte sich an nichts erfreuen, weil er nicht mit den anderen Dingen verbunden war. Er war allein, oberflächlich und verletzlich. Mit diesem Teil von mir betrachtete ich die Welt. Ich erzählte Don Juan von dieser Dualität...

Wenn der Montagepunkt sich an den Platz ohne Erbarmen bewegt, so erklärt er mir, wird die Position der Vernunft und des gesunden Menschenverstands geschwächt. Als ich diese ältere, dunkle und stille Seite in mir entdeckte, hätte ich eine Ahnung von den Vorläufern unserer heutigen Vernunft gespürt. „Was du jetzt als Dualität empfindest, ist die Ahnung einer anderen Position deines Montagepunktes. In dieser Position erspürst du die ältere Seite des Menschen. Und was diese ältere Seite weiß, bezeichnet man als stilles Wissen.

Es ist ein Wissen, das umfassende Kenntnis von allem hat. Aber es kann nicht denken. Und darum kann es nicht aussprechen, was es weiß. Als der Mensch dieses Wissen erkannte und sich bewusst machen wollte, so glauben die Zauberer, da verlor er die Ahnung von alledem, was er wusste. Dieses stille Wissen, das du nicht aussprechen kannst, ist nichts anderes als die Absicht, der Geist, das Abstrakte. Der Mensch beging nur den Fehler, dies Wissen direkt erfahren zu wollen, wie er auch andere Dinge im Leben erfuhr. Je mehr er erfahren wollte, desto flüchtiger wurde das Wissen. Das bedeutet, dass der Mensch auf das stille Wissen verzichtet hat, um die Vernunft zu gewinnen. Je stärker der Mensch sich an die Vernunft klammert, desto flüchtiger wird die Absicht.“

Weiters sei es die Selbstüberschätzung, sagte Don Juan, sie habe ihre Ursache in der Selbstbetrachtung, jener Kraft, die den Montagepunkt in seiner gegenwärtigen Position fixiere. Darum sei es das Ziel der Krieger, die tyrannische Selbstüberschätzung von ihrem Thron zu stürzen. Ihr ganzes Tun gelte einzig diesem Anliegen. Die Zauberer hätten nämlich herausgefunden, dass Selbstüberschätzung nichts anderes sei als getarntes Selbstmitleid. „Es ist unglaublich, aber wahr, das Selbstmitleid ist der größte Feind des Menschen und die Quelle seines Elends. Ohne Selbstmitleid könnte der Mensch es sich gar nicht leisten, sich so sehr zu überschätzen, wie er es tut.“





 
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#5 von Felix , 28.03.2023 08:54

Die Reise nach Ixtlan

Die Routine des Lebens durchbrechen
„Du sorgst dich jeden Tag gegen Mittag um das Essen
und gegen sechs Uhr abends und gegen acht Uhr morgens“
sagte Don Juan mit boshaftem Grinsen. „Du sorgst dich zu diesen
Zeiten auch dann um das Essen, wenn du nicht hungrig bist.“

Es ginge darum, diese Routine zu unterbrechen. Castaneda hatte sehr viel über die Jagd gelernt bei Don Juan und war drauf und dran, auch das wieder zur Routine werden zu lassen. Don Juan erklärte ihm, ein guter Jäger muss zwar die Routinegewohnheiten seiner Beute kennen, denn das ist es, was ihn zu einem guten Jäger macht. Aber ein guter Jäger fängt seine Beute, weil er selbst keine Routine hat. Er ist frei, beweglich und unberechenbar. Er ist nicht an feste Gewohnheiten und berechenbare Routinetricks gebunden.

 
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#6 von Felix , 02.04.2023 20:39

Verantwortung übernehmen

Don Juan: „Wenn ein Mann beschließt, etwas zu tun, dann muss er es durchführen, aber er muss die Verantwortung für das übernehmen, was er tut. Ganz egal, was er tut, er muss zuerst wissen, warum er es tut, und dann muss er zu seinen Taten schreiten, ohne an ihnen zu zweifeln oder sie zu bereuen. Alles, was ich tue, ist meine Entscheidung und meine Verantwortung. Die einfachste Sache, die ich tue, zum Beispiel, dich in die Wüste mitzunehmen, könnte sehr wohl meinen Tod bedeuten.

Der Tod wartet auf mich. Darum habe ich keinen Platz für Zweifel oder Reue. Wenn ich als Folge dessen, dass ich dich mitnehme, sterben muss, dann muss ich eben sterben. Du hingegen glaubst, dass du unsterblich bist, und die Entscheidungen eines Unsterblichen können bereut oder bezweifelt oder rückgängig gemacht werden. In einer Welt, wo der Tod der Jäger ist, mein Freund, da ist keine Zeit für Reue oder Zweifel. Da ist nur Zeit für Entscheidungen.“

Ich erzählte Don Juan die Geschichte meines Vaters, der mir in endlosen Vorträgen vorzuhalten pflegte, in einem gesunden Körper wohne ein gesunder Geist und junge Männer sollten ihren Körper durch Härte und sportliche Wettkämpfe beherrschen lernen. Er war damals noch jung; als ich acht war, war er erst siebenundzwanzig.

Normalerweise kam er im Sommer aus der Stadt, wo er Unterricht gab, um wenigstens einen Monat mit mir auf der Farm meiner Großeltern zu verbringen, wo ich lebte. Es war stets ein schlimmer Monat für mich. Ich erzählte Don Juan ein Beispiel für das Verhalten meines Vaters, das, wie ich glaubte, auf die gegenwärtige Situation zutraf.

Fast unmittelbar nach der Ankunft auf der Farm drängte mein Vater darauf, mit mir einen langen Spaziergang zu machen, so dass wir über alles sprechen konnten, und während wir gingen, machte er Pläne, wie wir jeden Morgen um sechs Uhr schwimmen gehen würden. Abends stellte er den Wecker auf fünf Uhr dreißig, um genügend Zeit zu haben, denn um Punkt sechs mussten wir im Wasser sein. Und wenn dann morgens der Wecker rasselte, sprang er aus dem Bett, setzte die Brille auf und ging zum Fenster, um hinauszuschauen. Den Monolog, der dann folgte, konnte ich sogar noch auswendig.

„Hm … etwas bewölkt heute. Hör mal, ich lege mich noch mal gerade fünf Minuten hin, ja? Nicht länger als fünf Minuten. Ich will nur eben meine Muskeln strecken und ganz wach werden.“ Und dann schlief er regelmäßig wieder ein, bis zehn Uhr, manchmal bis Mittag. Was mich am meisten ärgerte, sagte ich zu Don Juan, sei seine Weigerung gewesen, seine offensichtlich falschen Entschlüsse aufzugeben. Jeden Morgen wiederholte er dieses Ritual, bis ich schließlich seine Gefühle verletzte, indem, ich mich weigerte, den Wecker zu stellen.

„Das waren keine falschen Entschlüsse“, sagte Don Juan, der offenbar die Partei meines Vaters ergriff. „Er konnte einfach nicht das Bett verlassen, das ist alles.“ „Auf jeden Fall“, sagte ich, „bin ich immer misstrauisch gegenüber unrealistischen Entschlüssen.“ „Und was wäre denn ein realistischer Entschluss?“ fragte Don Juan mit verhaltenem Lächeln.

„Wenn mein Vater sich gesagt hätte, dass er nicht um sechs Uhr morgens, sondern vielleicht erst um drei Uhr nachmittags schwimmen gehen wollte.“ „Deine Entschlüsse verstoßen gegen den Geist“, sagte Don Juan mit sehr ernster Miene. Ich meinte sogar einen Anflug von Trauer in seiner Stimme zu bemerken. Wir schwiegen lange. Mein Unwille war verflogen. Ich dachte an meinen Vater.

„Er wollte nicht um drei Uhr nachmittags schwimmen. Siehst du das nicht ein?“ fragte Don Juan. Seine Worte ließen mich auffahren. Ich sagte Don Juan, dass mein Vater schwach gewesen sei, genau wie seine Welt idealer Taten, die er nie ausgeführt hat. Ich schrie beinah. Don Juan sagte kein Wort. Er wiegte langsam und rhythmisch den Kopf. Ich war furchtbar traurig.

Es machte mich immer schwermütig, an meinen Vater zu denken. „Du hieltst dich für stärker, nicht wahr?“ fragte er beiläufig. „Ja, das tat ich“, sagte ich und begann, ihm von all den emotionellen Qualen zu erzählen, die mein Vater mir zugefügt hatte, aber er unterbrach mich. „War er gemein zu dir?“ fragte er. „Nein.“ „War er dir gegenüber kleinlich?“ „Nein.“ „Tat er für dich alles, was er konnte?“ „Ja.“ „Was war dann an ihm auszusetzen?“

Wieder schrie ich, er sei schwach gewesen, aber dann fing ich mich wieder und mäßigte meine Stimme. Ich kam mir lächerlich vor, von Don Juan ins Kreuzverhör genommen zu werden. „Wenn du wütend wirst, dann fühlst du dich immer im Recht, nicht wahr?“ meinte er und blinzelte wie ein Vogel. Er hatte recht. Ich neigte dazu, mich im Recht zu fühlen, wenn ich wütend war. „Wenn du glaubst, dass du so viel stärker warst als dein Vater, warum bist du dann nicht an seiner Stelle um sechs Uhr morgens schwimmen gegangen?“

Ich sagte, ich könne nicht glauben, dass er mich dies ernstlich frage. Ich hätte immer angenommen, es sei die Sache meines Vaters gewesen, um sechs Uhr morgens schwimmen zu gehen, nicht die meine. „Von dem Augenblick an, als du seinen Vorschlag akzeptiertest, war es auch deine Angelegenheit“, fuhr Don Juan mich an. Ich sagte, ich hätte sie nie akzeptiert und immer gewusst, dass mein Vater nicht ehrlich zu sich selbst war. Don Juan fragte mich ganz nüchtern, warum ich nicht damals meine Meinung geäußert hätte.

„So etwas sagt man nicht zu seinem Vater“, brachte ich als schwache Rechtfertigung vor. „Warum denn nicht?“ „Bei mir zu Hause tat man so etwas nicht, das ist alles.“ „Du hast schlimmere Sachen bei dir zu Hause gemacht“, erklärte er wie ein Richter und von oben herab. In seinen Worten lag eine so niederschmetternde Kraft, dass sie in mir widerhallten. Sie zerbrachen alle meine Verteidigungsversuche. Ich konnte nicht mit ihm streiten.

„Du beklagst dich“, sagte er sanft. „Du hast dich dein Leben lang beklagt, weil du nicht die Verantwortung für deine Entscheidungen übernimmst. Hättest du die Verantwortung für den Vorschlag deines Vaters, um sechs Uhr morgens schwimmen zu gehen, übernommen, wärst du notfalls allein schwimmen gegangen, oder du hättest ihm gleich beim ersten Mal, als er den Mund auftat, deine Meinung gesagt, nachdem du seine Ausflüchte kanntest. Du hast aber nichts gesagt. Daher warst du genauso verantwortlich wie dein Vater. Die Verantwortung für seine Entscheidungen übernehmen, heißt bereit sein, für sie zu sterben.“

„Halt, halt!“ rief ich. „Du verdrehst die Dinge.“ Er ließ mich nicht ausreden. Ich wollte ihm sagen, dass ich meinen Vater nur als Beispiel für unrealistisches Handeln angeführt hatte und dass niemand, der recht bei Trost ist, bereit sei, für etwas so Albernes zu sterben, wie um sechs Uhr morgens schwimmen zu gehen. „Es kommt nicht auf die Art der Entscheidung an“, sagte er, „ nichts ist ernster oder weniger ernst als alles übrige. Siehst du das nicht? In einer Welt, wo der Tod der Jäger ist, gibt es keine kleinen oder großen Entscheidungen. Es gibt nur Entscheidungen, die wir angesichts unseres unausweichlichen Todes treffen.“


 
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#7 von Felix , 06.04.2023 09:36

"Es gibt dreierlei schlechte Gewohnheiten, in die wir immer wieder verfallen, sobald wir im Leben mit ungewöhnlichen Situationen konfrontiert sind. Erstens können wir das, was geschieht oder geschehen ist, leugnen und so tun, als sei nichts geschehen. So machen es die Bigotten. Zweitens, können wir alles unbesehen akzeptieren und so tun, als wüssten wir, was geschieht. So machen es die Frommen. Drittens kann ein Ereignis uns zwanghaft beschäftigen, weil wir es weder leugnen noch rückhaltlos akzeptieren können. So machen es die Narren.

Doch es gibt noch eine vierte Möglichkeit, die richtige nämlich, die eines Kriegers. Ein Krieger handelt so, als sei überhaupt nichts geschehen, weil er an gar nichts glaubt, und doch akzeptiert er alles unbesehen. Er akzeptiert, ohne zu akzeptieren, und leugnet, ohne zu leugnen. Nie tut er so, als wisse er, noch tut er so, als sei nichts geschehen. Er handelt so, als ob er die Situation in der Hand hätte, auch wenn ihm vielleicht die Hosen schlottern. Diese Art zu handeln vertreibt die zwanghafte Beschäftigung mit den Dingen." (Carlos Castaneda)

 
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#8 von Felix , 26.05.2023 19:56

"Was ein Zauberer Wille nennt, ist eine Macht in uns. Es ist weder ein Gedanke, noch ein Gegenstand, noch ein Wunsch. Der Wille ist das, was bewirkt, dass du gewinnen kannst, wenn dein Denken dir sagt, dass du besiegt wirst. Der Wille ist das, was dich unverletzlich macht. Der Wille ist das, was einen Zauberer durch eine Wand, durch den Raum und, wenn er will, auf den Mond führt“, sagt Don Juan über das Zentrum des zweiten Ringes der Kraft.

Wille hat also nichts mit dem herkömmlichen Begriff von Willen zu tun. Der Wille des toltekischen Verständnisses ist Teil des leuchtenden Eies des Menschen. Er ist gleichzeitig das Zentrum desselben und auch eine ungeheuerliche Ranke, eine Art Tentakel, die von diesem Zentrum ausgeht und uns mit der Welt verbindet.

Don Juan bezeichnet den Willen als das wahre Bindeglied zwischen den Menschen und ihrer Welt. Dies ist auch im Schema des zweiten Kraftringes ersichtlich (Abbildung im Buch); der Wille ist der einzige Punkt, der eine direkte Verbindung zu Tonal und Nagual, dem ursprünglichen Paar, aufweist. Wenn wir die Welt anschauen und wenn wir sie hören, dann haben wir den Eindruck, dass sie da draußen ist und dass sie real ist. Wenn wir die Welt mit unserm Willen erkennen, dann wissen wir, dass sie gar nicht so sehr „da draußen“ oder „real“ ist, wie wir glauben."

 
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#9 von Felix , 07.10.2023 13:24

Fundsache ...

Zitat
Carlos Castaneda fragte den Nagual mal
warum er immer (über ihn) lachen würde.
Der Nagual erklärte dass er sich selbst in
ihm erkennen würde wie er früher war.
Der Nagual lachte sich ständig
über Castaneda kaputt.



 
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#10 von Felix , 29.11.2023 10:20


Wo das Mitleid verschwindet (Platz ohne Erbarmen)

"In diesem Moment erfasste mich plötzlich ein unwiderstehlicher Elan.
Es war, als sei mein Körper ganz unabhängig von meinem sorgenvollen Kopf. Ich raffte alle meine Pakete zusammen und ging zu meinem Wagen. Ohne eine Spur von Angst öffnete ich den Kofferraum und warf die Pakete hinein. Dann schloss ich die Wagentür auf.

Don Juan stand neben dem Wagen auf dem Bürgersteig und starrte geistesabwesend zu mir herüber. Ich starrte ihn an, mit einer Kälte, die mir ganz fremd war. Nie im Leben hatte ich solch ein Gefühl gehabt. Es war kein Hass, nicht einmal Wut. Ich war ihm überhaupt nicht böse. Ich empfand auch keine Resignation oder Nachsicht und ganz gewiss keine Freundlichkeit. Vielmehr empfand ich eine kalte Gleichgültigkeit, einen erschreckenden Mangel an Mitleid. In diesem Moment war mit völlig egal, was mit mir oder Don Juan passierte.

„Heute Nachmittag habe ich sorgfältig die Situation vorbereitet, damit dein Montagepunkt sich in jene Position bewegen konnte, wo das Mitleid verschwindet. Diese Position nennen wir den Platz ohne Erbarmen. Dies ist dir heute gelungen. Ich half dir, vielleicht in übertriebener Form, indem ich einen eigenen Montagepunkt in eine bestimme Position bewegte, die mich in einen schwachen und unberechenbaren Greis verwandelte. Ich spielte nicht nur den schwachen Alten. Ich war alt.“

 
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#11 von Felix , 13.02.2024 00:36

Carlos Castaneda

„Du kannst dich elend machen
oder du kannst Dich kraftvoll machen.
Es ist derselbe Aufwand.“

"Das
was zu tun ist,
freiwillig tun."


 
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#12 von Felix , 04.03.2024 15:01

„Begegnung mit dem Nagual -
Gespräche mit Carlos Castaneda“
von Armando Torres

"Die Seher teilten die Menschen in drei Kategorien ein, die von Don Juan mit ausgesprochen lächerlichen Namen belegt wurden: Pisser, Fürze und Kotzbrocken. Pisser zeichnen sich durch ihre Unterwürfigkeit aus. Sie sind kriecherisch, klebrig und übermäßig süß. Es sind Menschen, die einem dauernd einen Gefallen tun wollen. Sie kümmern sich um dich, halten dich klein und verhätscheln dich. Sie haben so viel Mitleid.

Damit verbergen sie die darunter liegende Realität: Sie sind unfähig, die Initiative zu ergreifen, und können nichts aus sich selbst heraus tun. Sie brauchen jemanden, der sie anleitet und ihnen das Gefühl gibt, etwas tun zu können. Unglücklicherweise nehmen sie dabei an, dass alle anderen genauso nett sind wie sie selbst. Deswegen sind sie ständig verletzt, enttäuscht und oft den Tränen nahe.

Fürze sind das genaue Gegenteil. Sie sind ärgerlich, gemein und selbstzufrieden. Sie drängen sich überall auf und mischen sich überall ein. Wenn sie dich einmal am Wickel haben, lassen sie dich nicht mehr los. Sie sind die unangenehmsten Leute, die man sich vorstellen kann.

Wenn du dich irgendwo ganz in Ruhe befindest, dann kommt der Furz daher und mischt dich auf, zieht dich in seine Angelegenheiten rein und benutzt dich im größtmöglichen Ausmaß. Furze haben ein natürliches Talent zum Lehrer und zum Anführer von Menschen. Sie würden einen Mord begehen, bloß um an der Macht zu bleiben.

Kotzbrocken bewegen sich zwischen diesen beiden Kategorien und sind eher neutral. Weder wollen sie Anführer sein, noch wollen sie geführt werden. Sie sind Angeber, Großtuer und Selbstdarsteller. Sie vermitteln den Eindruck, dass sie etwas Großartiges sind, aber tatsächlich sind sie nichts. Alles nur Aufschneiderei.

Sie sind Karikaturen von Menschen, die zu viel Selbstvertrauen haben. Doch wenn ihnen zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird, sind sie ein Nichts. Niemand wird so geboren, wir machen uns selbst dazu. Wir landen in einer dieser Kategorien, weil bestimmte Ereignisse in unserer Kindheit uns entsprechend prägen."

 
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#13 von Felix , 05.04.2024 07:04

Zentrierung
Ein paar Stunden im Wald wandern
ist eine erhebliche Bewegung des Montagepunktes
und kein Erscheinungsangriff. Der stream verbleibt nach dem
bestimmten Erscheinungsangriff. Statt die schöpferische Wirkung
des Bauernhofes wahrzunehmen sollte man sich im Verhältnis
mit dem rechten stream verstehen.


 
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Buddha: Bircher-Benner
Konfuzius

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